EU-Gesundheitspolitik 2008-2013: Die Gesundheit in der EU und in der Welt wird „immer stärker bedroht“

Freitag, den 03. Oktober 2008 um 00:00 Uhr Redaktion
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EU-Gesundheitspolitik 2008-2013

"Die Gesundheit in der EU und in der Welt werde „immer stärker bedroht“, so der Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit. Gesundheit sei eine „zentrale politische Frage“. Die Abgeordneten schlagen eine Vielzahl an Maßnahmen für den Gesundheitsbereich vor, u. a. die Bekämpfung der Antibiotikaresistenz, die bessere Erforschung chronischer Krankheiten, Vorsorgeuntersuchungen, Impfkampagnen sowie das „Konzept einer gesunden Lebensweise“.

Die Abgeordneten machen in ihrem Bericht zum Weißbuch der EU-Kommission „Gemeinsam für die Gesundheit: ein strategischer Ansatz der EU für 2008–2013“ deutlich, dass die solidarischen Gesundheitssysteme ein „wesentlicher Faktor des europäischen Sozialmodells“ seien. Die Bürger bräuchten Zugang zu einer „angemessenen Gesundheitsfürsorge von höchstmöglicher Qualität“.
 
Zwar müssten die Zuständigkeiten der Mitgliedstaaten im Gesundheitsbereich „geachtet“ werden. Allerdings erwarteten die Bürger verstärkt gemeinsam durchgeführte und wirksame Maßnahmen im Gesundheitsbereich.
 
Bekämpfung der Antibiotikaresistenz
 
Die Einnahme von Antibiotika werde aufgrund der steigenden Antibiotikaresistenz „zunehmend sinnlos“, so die Abgeordneten. In einigen Mitgliedstaaten sei der Antibiotikaverbrauch drei bis vier Mal höher als in anderen. Die Antibiotikaresistenz sei „ein europäisches Problem“, da etwa durch Urlaubsreisen die Gefahr der Ausbreitung resistenter Bakterien ansteige.
 
Der Ausschuss fordert daher wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz. So sollten Antibiotika nur auf ärztliche Verschreibung abgegeben werden dürfen. Auch sollten  Leitlinien erstellt werden, damit die Verschreibung von Antibiotika zurückgeht und sich auf Fälle beschränkt, in denen ihre Anwendung tatsächlich erforderlich ist.

Nötig sei eine „umsichtigere Anwendung“ von Antibiotika.
 
Vorbeugung und Erforschung chronischer Krankheiten
 
Ein weiterer wichtiger Aspekt einer gesundheitspolitischen Strategie sei die Erforschung chronischer Krankheiten. Es müssten günstige Voraussetzungen für die Vorbeugung, die Früherkennung und die angemessene Therapie dieser Krankheiten geschaffen werden, um für das Wohlergehen und die Lebensqualität der betroffenen Patienten zu sorgen. Die Möglichkeiten der Vorbeugung von Krankheiten seien „keineswegs erschöpft“.
 
Von besonderer Bedeutung seien „gut organisierte, umfassende und wirkungsvolle Vorsorgeuntersuchungen“, um die Früherkennung und die unverzügliche Therapie von Krankheiten zu erleichtern und dadurch die Häufigkeit entsprechender Todesfälle und Erkrankungen zu verringern.
 
Die Abgeordneten empfehlen in diesem Zusammenhang auch die umfassende Einführung von "Gesundheitsfolgenabschätzungen" zum Zweck der Vorbeugung von Krankheiten. Die Auswirkungen der Entscheidungen der beschlussfassenden Gremien auf verschiedenen Ebenen, einschließlich der lokalen und regionalen Körperschaften und der nationalen Parlamente, auf die Gesundheit der Menschen seien „messbar“.
 
Impfkampagnen erheblich verstärken
 
Darüber hinaus müssten – sofern es wirksame Impfstoffe gibt – Impfkampagnen "erheblich" verstärkt werden. Die EU-Kommission wird dringend aufgefordert, einen ehrgeizigen Plan für Vorsorgemaßnahmen zu erarbeiten. Die  Ausgaben für die Gesundheit, vor allem wenn es sich um Mittel zur Vorbeugung und frühzeitigen Diagnose von Krankheiten handelt, seien nicht nur Kosten, sondern auch Investitionen, die als „zu erwartende gesunde Lebensjahre“ als Strukturindikator im Rahmen der Lissabon-Strategie bewertet werden könnten.
 
Konzept einer gesunden Lebensweise

 
40 % der Gesundheitsausgaben seien auf eine ungesunde Lebensweise zurückzuführen (sie entstehen beispielsweise durch Alkoholkonsum, Rauchen, fehlende körperliche Bewegung und falsche Ernährung). Der Ausschuss unterstützt daher das Konzept einer gesunden Lebensweise (d. h. gesunde Ernährung, kein Drogenmissbrauch und hinreichende körperliche Bewegung). Allerdings müsse dieses Konzept durch psychosoziale Aspekte ergänzt werden (z. B. ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Familienleben). Zu einer gesunden Lebensweise gehöre auch eine gute psychische und physische Gesundheit. Dies sei auch ein wichtiger Faktor für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft.
 
Mangelernährung bekämpfen
 

Aufgrund von Mangelernährung, von der eine erhebliche Anzahl von EU-Bürgern betroffen ist, so auch 40 % der Krankenhauspatienten und zwischen 40 und 80 % der in Pflegeheimen untergebrachten älteren Menschen, würden für die Gesundheitssysteme ähnlich hohe Kosten anfallen wie im Fall von Adipositas und Übergewicht, so der Ausschuss.
 
Die Kommission wird daher aufgefordert, im Ernährungsbereich einen verstärkt ganzheitlich ausgerichteten Ansatz zu verfolgen und in der Gesundheitspolitik neben der Adipositas vor allem der Mangelernährung Vorrang einzuräumen. Dieses Thema müsse soweit wie möglich in EU-finanzierte Initiativen und die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf EU-Ebene in den Bereichen Forschung, Bildung und Gesundheitsförderung einbezogen werden.
 
Quelle: Europaparlament  ^

Weiterführende Links / Informationen:

„Gemeinsam für die Gesundheit: ein strategischer Ansatz der EU für 2008–2013“  ^
"Entwurf einer Entschliessung des europäischen Parlaments"  ^
"Begründung"  ^