Ein Duft liegt in der Klassenluft – wo er aber nicht hingehört

Dienstag, den 03. März 2009 um 09:48 Uhr Klaus Fenslau
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Derzeit finden "Studien" an mehr als vierhundert deutschen Schülern statt indem Klassenräume künstlich beduftet werden.

Die Initiatoren versprechen sich davon besseres lernen, sowie weniger Aggressivität seitens der Schüler. Bedauerlicherweise macht diese "Dufte Schule" die Runde und immer mehr Bildungsstätten interessieren sich für diese Art der Raumbeduftung.

Obwohl selbst das Umweltbundesamt vor den Gefahren von Duftstoffen warnt, sehen die Verantwortlichen einen Nutzen in der Beduftung der Schüler.


Aromatherapieforscher und Chemiker Dietrich Wabner verweist auf eigene Studien sowie auf die Ergebnisse der Projektes "Dufte Schule", wo nach Befragung der mehr als vierhundert Schüler, diese angaben, motivierter zum Unterricht zu gehen seit es im Klassenraum duftet.

Mehr als ein Drittel meinte sich besser konzentrieren zu können und ebenso viele fanden die Stimmung in der Klasse sei jetzt besser. Auch die Aggressivität hätte nach ihrem Empfinden nachgelassen. Ein ähnlich großer Teil der befragten Schüler hatte gar den Eindruck, jetzt bessere Leistungen zu erbringen. Ein Abgleich der Schulnoten wurde allerdings nicht durchgeführt.

Diese Meinungen bescherten dem Vorhaben daraufhin als vermeintliches Resultat ein breites Echo. Momentan läuft es bereits an 23 deutschen Schulen. Am Anfang jeder Unterrichtsstunde verströmen spezielle Duftsäulen ätherische Öle auf Basis von Zitrone und Lavendel. Die exakte Rezeptur ist allerdings eine geheime Mixtur der Firma Taoasis aus Lemgo, die das Projekt finanziert - also unbekannt. Firmenchef Axel Meyer hofft, dass "die Schüler mit dem Duft besser und leichter lernen können".

Alle Schüler und Eltern einer Klasse sowie die Schulleitung müssen sich vorher schriftlich einverstanden erklären. Nur eine Gegenstimme und das Experiment "Dufter Klassenraum" findet nicht statt. Bemerkenswert, dass trotz dieser Regelung viele Eltern ihre Kinder solch einem Duftexperiment aussetzen, denn gegen schlechte Luft im Klassenzimmer hilft in der Regel ganz einfach öfters Lüften. Auch der private Verzicht und/oder die Reduzierung von duftender Chemie im eigenen Haushalt, wie bei der Wäsche, helfen da sehr.

Vielleicht sollten sich die Eltern selbst einmal morgens vor deutsche Schulen stellen wenn die Schüler in die Klassenräume strömen. Dieser Duftcocktail allein raubt einem ja schon die Sinne. Kein Wunder das die Schüler sich in der Schule nicht richtig konzentrieren können wenn die eigenen Eltern sie möglichst rein und duftend in die Schule schicken, leider in der festen Überzeugung, ihren Lieben damit etwas Gutes zu tun. Hier sollten wir besser davon sprechen was sie ihren Kindern damit antun! Von den Gefahren (Schimmelpilze, PCB, usw.) für die Schüler an den Schulen selbst will ich in diesem Artikel gar nicht erst anfangen zu schreiben.

Die Innenraumluftexperten des Umweltbundesamtes in Dessau warnen nach wie vor den Gefahren von Duftstoffen und pochen auf stapelweise Literatur. Einige Duftstoffe, auch Komponenten aus natürlichen ätherischen Ölen, können Allergien begünstigen. Darunter finden sich Bestandteile u. a. aus Teebaumöl und Zitrusdüften. Aus Gründen der Vorsorge rät die Behörde deshalb von Geruchsstoffen in geschlossenen Räumen ab, um die Gesundheit von Menschen nicht zu beeinträchtigen.

Die Empfehlung der Umweltrundschau ist hier ganz klar. Finger weg von Experimenten deren Ausgang niemand vorhersagen kann. Ist das Kind erst in den Brunnen gefallen, sprich; es entwickelt eine Unverträglichkeit oder gar eine Allergie gegen Duftstoffe, dann ist Guter Rat teuer - und keiner will dann dafür die Verantwortung übernehmen.

Siehe dazu auch:

   ^ Ein Duft liegt in der Klassenluft, Meldung von Wissenschaft

Weiterführende Links:

   ° Duftstoffe im Haushalt