Geruchsmarketing: Skrupellose Umsatzsteigerung auf Kosten der Menschengesundheit

Freitag, den 06. März 2009 um 13:44 Uhr Aida Infante
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WANN Handelt eine Regierung im Sinne ihrer Wähler?
WIEVIELE Umwelterkrankte und Allergiker sollen noch folgen?
WIE Hört dieser Wahnsinn der Gehirnmanipulation auf?
WAS Zählt der Mensch noch?


Nichts ahnend betreten Menschen – von der Herstellerindustrie und Politik sehr gerne auch Verbraucher genannt (werden sie gebraucht oder verbraucht?) – einen Supermarkt, eine S-Bahn, einen Möbelmarkt, eine Drogerie, eine Parfümerie oder eine Flughafenboutique. Es läuft im Hintergrund oftmals angenehme Musik, Regale und Warentische sind psychologisch durchdacht und ansprechend dekoriert, die Geldbörsen bestenfalls gefüllt und mehr und mehr werden die Sinne der potentiellen „Umsatzzahlenförderer“ durch chemische, neurotoxische und die Psyche manipulierende Gerüche aktiviert. Wie ferngesteuert kauft der Konsument eine oftmals für ihn unnützliche Ware. Seine von den chemischen Düften beeinflusste Geruchswahrnehmung versetzte ihn in Kauflaune und erinnerte an Omas Kuchen, den letzten Sommerurlaub, Mamas Schoß oder die romantische Blumenwiese.

In vollstem Vertrauen, sich auf die Politik als ihre gewählte Partei verlassen zu können und nur eine Umgebung und ein
Produkt anzutreffen, das unschädlich ist, werden Gerüche am Rande der Wahrnehmung als angenehm beurteilt und nicht als Gefahrenquelle erkannt.

Wie weit werden Profitgeier wohl noch gehen dürfen?
Grenzt es nicht an eine Form der Vergewaltigung und Körperverletzung, wenn man ungefragt durch gezielten
Duftstoffeinsatz an seine Kindheit, seine Lieblingsspeise oder einen schönen Sommertag erinnert wird – schlimmstenfalls bei äußerlicher zusätzlicher Belastung mit überschrittenen Feinstaubwerten und als einer von rund 50 % der Menschen, die gar nicht in der Lage sind diese chemischen und oftmals hirnverletzenden Stoffe zu verarbeiten.

Seit einigen Jahren nutzen Marketingexperten die psychologischen Effekte chemischer Düfte. Reichlich Marken
kreieren ihren eigenen Duft – ihr Duftlogo. Marketingstrategisch klug nennt es sich dann: „Corporate Smell“.

Mit welchen menchenrechtlichen Argumenten kann dieser Wahnsinn untermalt werden? Warum zählen die vielen Atopiker, Duftstoffallergiker, chronisch Kranken und immungeschwächten in dieser Gesellschaft offensichtlich nichts?

Weltwirtschaftskrise? – Nein, wir haben es eher mit einer Welt - Wirtschafts – Macht - Krise zu tun. Es zählt der Profit und die Macht – es zählen die Zahlen und der Lobbyismus – der Verbraucher zählt nicht – sein Portemonnaie bestimmt seinen Wert. 

Vergewaltigung, Manipulation und Körperverletzung als Instrument der Gewinnsteigerung. 

Ein großer Elektronikhersteller zum Beispiel beduftet seine Flagship-Läden mit einem neuen Markenduft - wie auch in vielen Geschäften der Fall - über die Klimaanlage. Entwickelt wurde der Duft von einem Kölner Unternehmen. Dieses Unternehmen hat sich auf Duftmarketing spezialisiert und versorgt Markenartikler, Automobilunternehmen und Banken mit „un“ - angenehmen“ Düften. Der Geschäftsführer des Unternehmens behauptet völlig gewissensfrei, es ginge ihm nicht um den Orangenduft in der Obstabteilung. Im Supermarkt solle eher per Duft ein Gefühl der Produktfrische vermittelt werden. Ob frisch oder nicht – das Produkt soll gekauft werden und frisch wirken.

Die Düfte kreiert das Unternehmen mit hauseigenen oder externen Parfümeuren. Zusätzliche Umsätze kann das Unternehmen noch mit der Produktion von Duftspeichern, Duftverteilern, Duftspeichermedien und Duftausbringungs-systemen, die die chemischen Duftstoffe – in Kriegen verwendet man Chemikalien eher als Waffen - verteilen.

Düfte können nicht international eingesetzt werden. Mit den Ländergrenzen verändern sich auch die Assoziationen, die
potentielle Käufer – in Konsequenz auch Opfer - mit Gerüchen in Verbindung bringen. In Deutschland wird zum Beispiel mit einem Zitronenduft die Sauberkeit assoziiert, in anderen Ländern wird dieser eher mit Chlorgeruch verbunden.

Für eine Dusch- und Pflegeserie beduftete die Kölner Firma bereits portugiesische Kinos.Für eine Schweizer Hotelkette hat das Unternehmen zusammen mit einer Duftdesignerin einen „Corporate Scent“ kreiert: Er riecht nach Schweiz und somit nach Bergluft und dem Rot der Schweizer Flagge. Dieser Duft wird unter Zugabe von chemischen Verstärkern und Bindemitteln aus Lorbeer und Edelhölzern hergestellt. Im Auftrag einer Bank “durfte“ – die Frage, die sich stellt ist, darf es erlaubt werden und wenn, von wem? - das Duftmarketingunternehmen einen „Vertrauensduft“ entwickeln, bei dem die Vanillenuance eine entscheidende Rolle spielt. Der Grund für die Wahl des Vanillegeruchs war, dass Muttermilch, die für Vertrauen steht, nach Vanille riecht und schmeckt.

Wenn diese Manipulationsstrategie nicht bereits an Perversion grenzt, dann liegt es wohlmöglich im Auge des Betrachters oder besser gesagt an den Vorgaben der Konzerne zur Gewinnmaximierung.

Wie GEWALTIG der Einfluss ist, der unter Einsatz der Düfte ausgeübt wird, kann erst dann bewusst wahrgenommen werden, wenn man bedenkt, dass der Geruch der einzige Sinnesreiz ist, der ungefiltert in jene Hirnregion gelangt, in der unsere Emotionen entstehen: das limbische System.

Das Interesse am Duftmarketing nimmt bei den Firmen rasant zu. Skrupellos und strategisch denkend kann das steigende Interesse nachvollzogen werden – es gibt kaum eine bessere Systematik zur Steuerung der VERBRAUCHERGEHIRNE.

Wen kümmert es da, dass das Umweltbundesamt sich gegen den Einsatz dieser Marketingform ausspricht und seit geraumer Zeit vor der Krankheitsauslösung durch Duftstoffe warnt.

Wolfgang Straff, Fachgebietsleiter Umweltmedizin vom Umweltbundesamt: „Das Duftmarketing ist ein Problem für die allgemeine Luftqualität. Die Duftstoffe belasten als leicht flüchtige Chemikalien die Raumluft zusätzlich. Empfindliche Menschen reagieren darauf mit Reizungen der Schleimhäute, Kopfschmerzen oder Müdigkeit.“ Ein Frischeduft maskiert die schlechte Qualität der Raumluft lediglich, anstatt sie aufzuwerten, wie häufig suggeriert wird, so der Fachmann vom Umweltbundesamt.

Psychiatrien platzen aus allen Nähten. Die Zahl der Alzheimer, Parkinson und Allergiepatienten kann kaum noch aufgefangen werden. Neurologische Krankheitsbilder wie Depressionen, Psychosen und Neuropathien überfordern schon jetzt die Ärzte, die dagegen antreten können. Wen kümmert es? Arche Noah als Vision?

Umweltverbände, Patientenvereinigungen und Wissenschaftler warnen weltweit vor dem rücksichtslosen und bedachtlosen Einsatz von Chemikalien.

Es wird an den Menschenverstand der Machthaber in den entscheidenden Positionen appelliert:

Stopp dem Wahnsinn des Anstiegs der schadstoffinduzierten Krankheiten auf Kosten unserer Nachkommen  - pro Profit, Macht und Wirtschaftswachstum – contra Leben!


   ^ Informationen über Duftstoffe Umweltbundesamt (UBA)
   ^ Flyer Gesundheitsrisiko Duftstoffe PDF 47 KB