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Berufsverband legt umweltmedizinische Praxisleitlinie vor

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- etwa 5% der Bevölkerung sind betroffen

Seit der Geburt der Umweltmedizin in den 80er Jahren wird in der Wissenschaft über die Ursachen der Symptome umweltmedizinischer Patienten kontrovers diskutiert, ohne dass bis heute ein Konsens gefunden wäre. Während die einen Schadstoffe in unserer Umwelt für vielfältige Gesundheitsstörungen verantwortlich machen, vermuten andere, dass nur psychische Störungen der Betroffenen oder gar eine Massenhysterie alle Symptome erklären könnten.
„Eine Einigkeit auf Seiten der Wissenschaft ist nicht in Sicht, die Patienten mit ihrer Betroffenheit gibt es trotzdem“ erklärt Dr. Frank Bartram, Vorsitzender des Deutschen Berufsverbandes der Umweltmediziner (dbu). „Auf etwa 5% der Bevölkerung in der EU wird die Häufigkeit umweltmedizinischer Erkrankungen geschätzt. Allein einer von 200 Mitbürgern ist sogar von einer so ausgeprägten Chemikalienempfindlichkeit betroffen, dass er täglich Symptome hat. Das zeigen Umfragen und Studien“, erläutert Bartram. Sowohl die im Berufsverband organisierten niedergelassenen Ärzte als auch die Betroffenen fühlen sich von dieser "Main-Stream-Wissenschaft" im Stich gelassen, die mit ihren meist eingeschränkten analytischen Methoden im Fall der Umweltmedizin an ihre Grenzen stößt.

Denn wie kann ein Einzelfall wissenschaftlich begründet werden, der auf vielfältige Weise mit hunderten von verschiedensten Chemikalien nicht nur an seinem Arbeitsplatz, sondern zusätzlich in der Wohnung, durch Außenluft und Lebensmittel belastet wird. Kommen noch andere, in der Bevölkerung häufige Erkrankungen auf den Einzelnen zu (=Vulnerabilität), oder treffen Belastungen auf individuell besonders empfindliche Menschen, wie beispielsweise Asthmatiker (=Suszeptibilität), wird es praktisch unmöglich, einer einzelnen Ursache die vielfältigen Symptom- und Erkrankungsmuster zuzuordnen.
„Jeder Fall ist hoch individuell und muss als ein solcher behandelt werden“, stimmt Dr. Peter Ohnsorge zu. Der HNO-Arzt, Allergologe und Umweltmediziner, ist gleichzeitig im Vorstand der Europäischen Akademie für Umweltmedizin e.V. (EUROPAEM).

„Eine standardisierte Bewertung, z.B. anhand von Messwerten im Sinne von Grenz- und Richtwerten, wie in der Toxikologie und Arbeitsmedizin üblich, hat sich in der Umweltmedizin als unmöglich erwiesen. Was für einen gesunden Erwachsenen unschädlich zu sein scheint, kann etwa für ein Kind oder auch einen alten Menschen mit Asthma schädlich sein", berichtet der Umweltmediziner weiter: "Nicht das Dosis-Wirkungsprinzip bestimmt die Schädlichkeit einer Belastung, sondern die Summe aus Dosis, Zeit der Einwirkung, Art der Belastung (z. B. Speichergifte), Mehrfachbelastung, individueller Empfindlichkeit und der momentanen Möglichkeit des Körpers, zu entgiften."

Die beiden umweltmedizinischen Verbände haben sich nun mit anderen Autoren zu einer interdisziplinären Autorengruppe zusammengetan und stellen anlässlich des Internationalen Umweltmedizinischen Symposiums in Würzburg erstmals die „Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinie“ dem Fachpublikum vor. Die Leitlinie orientiere sich an der Realität in der Praxis der niedergelassenen Kollegen, so Bartram und Ohnsorge. Im Kern wird empfohlen, bei Verdachtsfällen sich nicht allein auf die üblichen Messwerte zu verlassen. Vielmehr müsse eine individuelle umweltmedizinische Bewertung und Diagnose anhand der gesamten langzeitigen Krankengeschichte, Laborbefunde und des Verlaufes durchgeführt werden. Die Leitlinie soll Grundlage der in Praxen, Ambulanzen und Kliniken umweltmedizinisch tätigen Ärzte sein.
Sie macht Handeln möglich, wo bisher nur diskutiert wurde. Die vollständige Leitlinie und ein Merkblatt der wichtigsten Empfehlungen gibt es auch im Internet unter www.dbu-online.de.

Quelle: www.dbu-online.de / Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinie / Presseinformation
Deutscher Berufsverband der Umweltmediziner e.V. (Hrsg.) Berlin, November 2011

Weiterführende Informationen:

  ^ Praxisleitlinie „Klinische Umweltmedizin“

  ^ Merkblatt Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinie

 

 

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